Mediziner fordern strengere Regulierungen ...
Die Regierung(en) sieht jedoch keinen Handlungsbedarf!
Wer an einer tödlichen Krankheit leidet, der stellt bei schnellen Heilsversprechen nicht zu viele Fragen. Hunderttausende Krebskranke in Deutschland, Schweiz und Österreich nehmen jede Tortur in Kauf, um die Krankheit zu besiegen.
Die Pharmaindustrie nutzt das ohne Bedenken aus.
Das legt jetzt eine britische Studie nahe: Wissenschaftler des King's College London fanden heraus, dass nur die Hälfte der Krebsmedikamente, die zwischen 2009 und 2013 in der EU zugelassen wurden, für die Patienten einen relevanten Zusatznutzen hat (siehe Link am Ende des Beitrags). Ein relevanter Zusatznutzen ist nach Meinung der Forscher natürlich eine lebensverlängernde Wirkung oder eine bessere Lebensqualität.
Traurig: "Das ist eine erschreckende Zahl!"
Von den 48 geprüften Medikamenten kann also nur die Hälfte, 49 Prozent, den betroffenen Patienten wirklich nachhaltig helfen.
Nutzlos dagegen sind laut der Studie unter anderem die Wirkstoffe Imatinib, Degarelix, Rituximab, Trabectedin, Lapatinib, Sunitinib, Everolimus, Bevacicumab und Cetuximab. Viele dieser Wirkstoffe kommen auch in Deutschland und Österreich regelmäßig zum Einsatz und niemanden kümmert es wirklich. Die EU-Politiker entwickeln ansonst ja gerne für jeden Lebensbereich teils sogar sinnlose Vorschriften (z.B. Vorschriften für richtige Gurkenkrümmung, WC-Spülung, Staubsaugerleistung, Vorschrift für Punsch und Pommes frites), aber leider nicht für die Wirksamkeit von Medikamenten. Das lässt scheinbar die Pharmaindustrie nicht zu (siehe Videobeitrag-Politik und Pharmalobby).
Nur 49% Wirksamkeit, also weniger als die Hälfte der zur Krebsbehandlung zugelassenen Medikamente sind sinnvoll. "Das ist eine erschreckende Zahl", sagte der Krebsmediziner Wolf-Dieter Ludwig dem ARD-Magazin "Monitor". Der Vorsitzende der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft hält die Studie für wegweisend: Er fordert die Zulassungsbehörde und die Bundesregierung auf, zu handeln und den Markt strenger zu regulieren. Anm.: Genauso sollte man die EU-Bürokraten zum verantwortungsvollen Handeln auffordern.
Die europäische Arzneimittelbehörde EMA verfolgt nämlich bei Krebsmedikamenten seit einigen Jahren die Politik der beschleunigten Zulassungen. Dabei werden die Anforderungen an Arzneimittelstudien gesenkt - die Studienzeit ist kürzer, die Anzahl der Studien-Teilnehmer sehr geringer. Dadurch könnten aber die Ergebnisse auch ungenauer ausfallen.
Hinter den beschleunigten Zulassungen steht der Gedanke, dass Krebspatienten schnell Zugang zu neuen Medikamenten und Therapien bekommen und nicht wertvolle Zeit verstreichen lassen müssen, bis sie eine vielversprechende Behandlung beginnen können. ...
Anm.: Mancher fragt sich, steht hinter den schnellen Zulassungsverfahren nicht doch eher der Gedanke an Geld, viel Geld. Schnellere Zulassungen bedeuten natürlich viel billigere Studien, die Medikamente können schnell auf den Markt gebracht werden, also schnellerer Geldfluss und letztendlich es werden durch die unzureichenden Studien weitaus mehr unwirksame mitunter sogar schädliche Medikamente in Umlauf gebracht, das bedeutet natürlich das man mit den schlechten bzw. unwirksamen Medikamente (immerhin 49%) über Jahre doch Geld gemacht hat.
Die leid geplagten Krebspatienten bleiben auf der Strecke
Jedoch werden Krebsmedikamente, die einmal für den Markt zugelassen sind, später oft nicht mehr nachgeprüft, wie die TV-Sendung "Monitor" berichtet. Deshalb fordert Krebsmediziner Ludwig eine regelmäßige Kontrolle(!). Das Bundesgesundheitsministerium hingegen hält die gesetzlichen Bestimmungen für ausreichend.
So besteht die Gefahr, dass Krebspatienten auf der Strecke bleiben: Sie müssen sich nach der ohnehin kräftezehrenden Chemotherapie mit starken Nebenwirkungen auseinandersetzen, die die neuen Medikamente hervorrufen können. Eine Qual für die Betroffenen, die sich unter Umständen für sie nicht einmal auszahlt.
Erfahrung: So berichtet die Brustkrebspatientin Christina B. von starken Schmerzen und Todesangst nach der Chemo - offenbar eine Nebenwirkung ihres Medikaments, dessen Wirkstoff laut der britischen Studie keinen relevanten Zusatznutzen hatte. Sie hat das Arzneimittel nun laut "Monitor" abgesetzt.
Wie zu erwarten: Die Pharmaunternehmen lehnen die Studie indes ab. Sie rechtfertigten sich gegenüber "Monitor", dass sie die Wirksamkeit der Medikamente nachgewiesen hätten – ein klinischer Nachweis für eine "lebensverlängernde Wirkung" im Sinne der Studie sei allerdings schwierig.
Es wird höchste Zeit, Krebskranke besser zu schützen
Fest steht: Mit der bisherigen Regelung macht die Pharmaindustrie den großen Gewinn: Eine Krebstherapie kann bis zu 100.000 Euro und mehr pro Jahr und Patient kosten. Beinahe sechs Milliarden Euro gaben die gesetzlichen Krankenkassen im Jahr 2016 für Krebsmedikamente aus, auch für diejenigen die keine Hilfe bringen bzw. wirkungslos sind.
In dem Bereich ist so viel Geld zu holen, dass die Profitgier das Leben von Krebspatienten gefährden kann: So wurde dieses Jahr bekannt, dass der Apotheker Peter S. aus Bottrop jahrelang Krebsmedikamente panschte und somit wirkungslos machte. Jetzt muss er sich zwar vor Gericht verantworten, doch niemand weiß, wie viele Menschen durch seine Geldgier ihr Leben lassen mussten.
Tipp: In dem Buch "Krebsmafia" schildern die Autoren, wie Pharmahändler, Ärzte und Apotheker zusammenarbeiten sollen, um die Profite, die mit Krebsmedikamenten zu machen sind, unter sich aufzuteilen - ohne Rücksicht darauf, welche Folgen daraus für die Krebspatienten entstehen. Die Gewinnspannen seien dabei höher als bei Drogen.
Zitat aus dem Buch: Kein Bereich im deutschen Gesundheitswesen ist so skrupellos und kriminell wie das Geschäft mit Krebsmedikamenten.
Quellen ©: huffingtonpost, King's College, u.a.
Quellen Anm.: IPN-Forschung
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Leider steht der Patient gegenüber der Profitgier und den Wirtschaftsinteressen immer an letzter Stelle.