Der Artikel von Norbert Häring ...
Der Milliardärs- und Großkonzerneclub Weltwirtschaftsforum hat sich mit
staatlichem Segen für die Verbesserung der Kontrolle von Reisenden zuständig
erklärt. Dafür haben die Konzerne eine Serie von Workshops organisiert, an der
die US-Homeland Security und andere staatliche Einrichtungen mitmachen durften,
weil sie das Ergebnis ja später umsetzen sollen. Heraus kam eine Horrorvision
erzwungen-freiwilliger Totalüberwachung durch uns selbst, die schon bald
Wirklichkeit werden soll.
Neuerdings nennt sich der Club der 1000 größten
internationalen Konzerne „Die internationale Organisation für öffentlich-private
Kooperation“. So jedenfalls schreibt es Weltwirtschaftsforums-Vorständin
Cheryl Martin im Vorwort des Berichts „Der bekannte Reisende:
Wie man das Potential der digitalen Identität für sicheres und reibungsloses
Reisen hebt“. Dieser Bericht, erstellt unter Federführung von
Accenture, wurde auf dem diesjährigen Milliardärstreffen in Davos
verabschiedet, aber nicht an die große Glocke gehängt. Man vertraut wohl nicht
darauf, dass die Öffentlichkeit sich von den schönen Worten und den
Hochglanzfotos von fröhlichen Reisenden blenden lassen würde. Lesen sollen den
Bericht vor allem die am Überwachungsgeschäft Beteiligten.
Und so soll es
gehen: Wir (= jeder Einzelne von uns) befüllen selbst eine Datenbank mit Informationen über uns. Das soll
unsere Reisehistorie sein, Bankdaten, Hotelübernachtungen, Mietwagenbuchungen,
Dokumente von Universitäten, Ämtern etc. Wenn wir (das einfache Volk) eine Grenze überschreiten
wollen, geben wir den Behörden freiwillig einen Zugang zu diesen Daten, damit
sie sich vorab überzeugen können, dass wir harmlos sind(!). Mittels
Gesichtserkennung und unserem (idealerweise) biometrisch mit uns verknüpften
Smartphone, können sie sich beim Grenzübergang davon überzeugen dass wir
sind, wer wir behaupten zu sein (Anm.: besser wäre ein RFID-Chip-Implantat im Körper). Wenn wir fleißig genug beim digitalen Belege
sammeln und freigiebig genug mit diesen Daten waren, dürfen wir zur Belohnung
an den Schlangen der anderen Reisenden vorbeigehen, werden bevorzugt behandelt
und minimal kontrolliert. Wörtlich heißt es:
Die Reisenden müssen die
Gelegenheit bekommen, die passive Rolle zu verlassen und zu einer aktiven
Partnerschaft im Sicherheitsprozess überzugehen. Wenn sie selbst entscheiden,
ihre digitale Identität zu teilen, erfahren sie die Belohnung einer stärker
personalisierten und reibungslosen Reise.
Wenn sich
allerdings Zweifel an den Absichten eines Reisenden auftun, kann der
Grenzbeamte ihm, gestützt auf die übermittelten Informationen,
„tiefgehender Fragen
stellen, etwa um seine jüngsten Aktivitäten besser zu verstehen“.
Man kann sich
leicht ausmalen, dass man zunächst immer länger warten muss, wenn man nicht
mitmacht, und irgendwann die „freiwillige“ Datenfreigabe nötig sein wird, um
überhaupt in das Zielland einreisen zu dürfen.
Der Clou bei dem Konzept des Weltwirtschaftsforums: Es wird (angeblich) keine
behördliche, zentrale Datenbank aufgebaut. Das macht nämlich aufgrund der
unweigerlichen Hackerangriffe nur Ärger, wie in dem Bericht zu lesen ist. Man
muss sich als verantwortliche Behörde für geleakte Daten rechtfertigen und
entschuldigen und womöglich sogar noch entschädigen.
Nein, die sich selbst überwachenden Menschen sind selbst für ihre Daten
verantwortlich. Das nennt
sich Dateneigentum. Natürlich gibt es in Wirklichkeit doch eine zentrale
Datenbank, wo alles zusammenläuft, was im Lauf der Zeit an die Grenzer
übermittelt wurde, eine Datenbank auf die die US-Heimatschutzbehörde und
generell die Polizeibehörden und Geheimdienste im Bedarfsfall zugreifen können.
Aber über ein Spiegelkabinett aus Blockchain-Terminologie wird dafür gesorgt,
dass das nur sehr misstrauischen oder gewissenhaften Lesern auffällt. (Auf
Seite 25 erfährt man verklausuliert und vage die Wahrheit.)
(Anm.: Und sicher werden wir trotzdem noch weiter von Behörden, Polizei, Zoll, Geheimdiensten, und Konzernen weiterhin überwacht. Stimmen dann die abgegebenen Daten nicht mit den Überwachungsdaten überein, dann hat der Betroffenen erst recht große Probleme zu erwarten.)
Kanadier
und Niederländer als Versuchskaninchen
Zwar haben US-Unternehmen und Behörden die
Arbeitsgruppen dominiert. Den Testlauf machen jedoch demnächst die
Grenzbehörden von Kanada und den Niederlanden. Reisende zwischen diesen beiden
Ländern dürfen bald schon mit dem Datensammeln beginnen, um schneller
abgefertigt zu werden. Das Weltwirtschaftsforum hat den kanadischen Grenzern
Unterstützung bei der Implementierung des Plans der Konzerne zugesagt. Das
dürfte heißen, dass die teilnehmenden US-Konzerne Google, Visa und Co. dafür sorgen, dass technisch alles läuft. Selbst die (recht zurückhaltende) Verkündung des
Pilotprojekts übernahm das Weltwirtschaftsforum in Davos und
nicht die beteiligten Regierungen. Es klänge ja auch nicht gut, wenn die
niederländische Regierung verkünden würde:
‚Wir haben uns
bereiterklärt, unsere Bürger, die nach Kanada reisen, als Versuchskaninchen für
ein totalitäres Überwachungssystem anzubieten, das sich die amerikanischen
Technologiekonzerne und Datenkraken zusammen mit der Homeland Security für uns
ausgedacht haben.‘
Ein im Bericht hervorgehobenes Zitat des Google-Managers Rob Torres erinnert stark an den Film Minority Report:
☛ Technologieunternehmen haben
große Fortschritte beim Data-Mining, Machinenlernen und künstlicher Intelligenz (KI) gemacht, die fortgeschrittene prognostische Analysen ermöglichen. In
Kombination mit von den Passagieren gelieferten Informationen können diese
Technologien von Regierungen genutzt werden, um (…) komplexe Muster in großen
Datenbeständen mit dem Ziel zu analysieren, Sicherheitsrisiken an Grenzen
vorherzusagen.
Wenn das
kanadisch-niederländische Pilotprogramm gut läuft, dürfte der nächste Schritt
sein, dass auch die US-Grenzer die freiwillige Selbstüberwachung zunächst mit
Privilegien prämieren und danach verlangen.
Jedenfalls ist der Planung des
Weltwirtschafsforums zufolge die großangelegte Nutzung ab 2019 geplant.
Die
Vorteile für die Konzerne
Erkennbar haben
sich die Konzerne wie Hilton, Visa und Google nicht aus reinem weltbürgerlichem
Pflichtgefühl so engagiert, um für die Polizeibehörden auf eigene Kosten ein
solches System auszuarbeiten. Vielmehr sind die Grenzbehörden erklärtermaßen
der ideale Katalysator um die kritische Masse für ein solches freiwilliges
System der freiwilligen Selbstüberwachung und Datenfreigabe zwangsweise zu
schaffen. Wenn es einmal etabliert ist, erhalten die Datenkraken unaufhaltbar
von lästigen Datenschutzverordnungen zuverlässig weiter alle unsere Daten.
So heißt es im Implementierungsplan, dass das Konzept großes
Potential über das Reisen hinaus habe. Wenn sich die
Selbstüberwachung an der Grenze einmal durchgesetzt hat, sollen die Bürger ihre
gesammelten Daten ebenso freiwillig auch „für alltägliche Anwendungen“
in Interaktion mit Unternehmen und Behörden hergeben (Fettung im Original).
Genannt werden als Beispiele Gesundheit, Bildung und Erziehung, Bankwesen,
humanitäre Hilfe und Wahlen. Wegen der Netzwerkeffekte sei es kritisch für den
Erfolg des Projekts, so der Bericht, dass es schnell zu einer möglichst breiten
Anwendung kommt. Das soll schon ab 2020 geschehen.
Und so erfährt man am Ende des Berichts unter der
Überschrift „Digitale Identität beim Weltwirtschaftsforum“, dass das Forum –
wieder unter Federführung von Accenture – bereits begonnen hat, einen
Rahmen für die Nutzung des Konzepts über das Reisen hinaus zu entwickeln. Dabei
soll es vor allem auch darum gehen, bekannte Geräte vollkommen verlässlich mit
bekannten Personen zu verknüpfen. Ziel sei es, dass „Nutzer von
blockchain-basierten Systemen als eine einzige, konsistente Identität agieren,
der alle ihre Aktivitäten indexiert zugeordnet
werden (Meine Hervorhebung).
Es ist schlimm
genug, dass es diese Pläne gibt, und dass die US-Regierung sie erfahrungsgemäß
auch durchsetzen kann. Sobald sie etwas zur Bedingung für die Einreise macht,
wie etwa biometrische Personalausweise, dann wird das von der EU
pflichtschuldig umgesetzt. Nötigenfalls werden widerborstige Parlamentarier
massiv unter Druck gesetzt.
Fast noch schlimmer ist, dass unsere* Regierung mit ihrem Gerede vom
„Dateneigentum“ als angeblichem Ersatz für Datenschutz und Privatsphäre den
Boden dafür bereitet, dass es mit der allgemeinen Umsetzung dieses Plans auch
über internationale Reisen hinaus klappt.
Die Datenkrakenlobby hat sogar geschafft, den Begriff im Koalitionsvertrag von Union und SPD zu verankern: Wir sollen selbst für unsere Daten verantwortlich sein und sie freiwillig-gezwungenermaßen den marktmächtigen Konzernen und den Behörden geben, wann immer diese danach fragen(!). Das soll alltäglich werden und wird die vollständigen Aktivitätsprofile von allen ermöglichen, die im Bericht des Weltwirtschaftsforums als Lohn der Anstrengung verheißen werden. ☹
Die Datenkrakenlobby hat sogar geschafft, den Begriff im Koalitionsvertrag von Union und SPD zu verankern: Wir sollen selbst für unsere Daten verantwortlich sein und sie freiwillig-gezwungenermaßen den marktmächtigen Konzernen und den Behörden geben, wann immer diese danach fragen(!). Das soll alltäglich werden und wird die vollständigen Aktivitätsprofile von allen ermöglichen, die im Bericht des Weltwirtschaftsforums als Lohn der Anstrengung verheißen werden.
Quelle Anm.: Eggetsberger-Info-Team
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* die deutsche Regierung
Schlecht wird einem bei diesen Nachrichten nur, wenn man noch vorrausschauend Denken kann, was solche Ideen und längst umgesetzte Weichenstellungen, hin zu einer neuen schlimmeren Form des Totalitarismus, nun mit uns als Gesellschaft anrichten werden. Alles ist auf Chaos und Ungleichheit ausgerichtet mit der absoluten Kontrolle von wenigen über alle anderen. Big Brother ist nun Coming (oder teilweise schon verwirklicht)!