Sonntag, 18. August 2002

Destilliertes Wasser trinken, ist das gut?


Einem Mythos auf der Spur!
Ob und wenn ja, wie gefährlich ist das Trinken von destilliertem Wasser? Diese Warnung kennt fast jeder von Kindesbeinen an. Die Angst, Körperzellen könnten platzen und Magenblutungen gar den Tod herbeiführen, lässt viele Menschen auch im Erwachsenenalter die ionenfreie Flüssigkeit als Durstlöscher gänzlich meiden. Auch heute gibt es noch Apotheker und Ärzte die diesen Mythos verbreiten.

"An diesem Mythos ist nichts Wahres dran", sagt der Physiologe und Ernährungsexperte Prof. Dr. Cem Ekmekcioglu. "Destilliertes Wasser, in üblichen Mengen getrunken, ist bei normaler Nierenfunktion vollkommen ungefährlich und unschädlich."

Trinken ist lebenserhaltend und für die Aufrechterhaltung des Elektrolyt- und Wasserhaushalts im menschlichen Organismus verantwortlich. Permanente Isoosmolarität und eine Konstanz des Flüssigkeitsvolumens sind das physiologische Ziel dieser regulierenden Tätigkeit. Isoosmolarität ist dann gegeben, wenn innerhalb und außerhalb der Körperzellen der gleiche osmotische Druck herrscht, also drinnen wie draußen eine weitgehend ausgeglichene Elektrolytverteilung existiert. Um eventuelle Konzentrationsunterschiede auszugleichen, fließt Wasser in die Zelle oder aus ihr heraus, je nachdem, in welchem Flüssigkeitsraum die Osmolarität ausgeglichen werden soll.

Remineralisierung im Magen
Nun ist hinlänglich bekannt, dass destilliertes Wasser gänzlich frei von Elektrolyten, Spurenelementen, Mineralien und Schadstoffen ist. Diese Hypo- beziehungsweise "Null"-Osmolarität hat vermutlich zu der FALSCHEN Spekulation geführt, dass getrunkenes destilliertes Wasser in die Zellen des Magen-Darm-Traktes hineinströmt, um die relativ höhere Osmolarität innerhalb der Zellen an die niedrige außerhalb der Zellen anzupassen. Die angeblich daraus resultierende Folge: Zellen sind dem massiven Wasserzustrom nicht gewachsen und platzen. Im Magen kann das eine tödliche Blutung zur Folge haben.

Dass das nicht passiert, hat einen ganz einfachen Grund: "Destilliertes Wasser wird bereits im Magen und im oberen Dünndarm wieder weitgehend remineralisiert", sagt Ekmekcioglu, der am physiologischen Institut der Medizinischen Universität Wien tätig ist. Generell unterscheidet sich destilliertes Wasser von Leitungswasser hinsichtlich der Osmolarität ohnehin nur geringfügig. Und beide Flüssigkeiten sind, in üblichen Trinkmengen konsumiert, auch vollkommen ungefährlich.

Viel in kurzer Zeit
Gesundheitliche Probleme kann destilliertes wie auch simples Leitungswasser dem Menschen aber dennoch bereiten. Allerdings erst dann, wenn viel Flüssigkeit (sehr viele Liter Wasser) in sehr kurzer Zeit getrunken wird. Im schlimmsten Fall können solche Wasservergiftungen sogar tödlich enden. "Hier geht es vor allem darum, wie stark das Blut verdünnt wird", so Ekmekcioglu.

Das überschüssige Wasser gelangt über die Blutgefäße in umliegendes Gewebe, wo der Organismus wiederum versucht, ein isoosmolares Milieu herzustellen, indem Flüssigkeit in die Zellen des Körpers transportiert wird, die dann in weiterer Folge anschwellen. Bei der Wasservergiftung ist es vor allem die Schwellung der Hirnzellen, die das Leben der Betroffenen akut bedroht.

Zu denselben lebensgefährlichen Konsequenzen käme es übrigens theoretisch auch, wenn destilliertes bzw. Leitungswasser unmittelbar per Infusion in den Blutkreislauf gebracht werden würde.

Aromatischer Jungbrunnen das "PREMIUM - WASSER"
Doch nicht überall ist destilliertes Wasser als Genussmittel gefürchtet. In einigen Ländern Südostasiens wird das ionenfreie Wasser industriell in Flaschen abgefüllt und den Konsumenten als "Premium"-Wasser verkauft. Und auch in Europa schwören manche Menschen auf die aromatisierende Wirkung bei der Tee- oder Kaffeezubereitung. Andere wiederum glauben an eine entschlackende, reinigende Wirkung oder bezeichnen destilliertes Wasser gar als Jungbrunnen.

Schadstoff frei
"Von den Schadstoffen her ist das Trinken von destilliertem Wasser sicher von Vorteil", ist auch Ekmekcioglu überzeugt.
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Anm. IPN-Forschung/Eggetsberger: Natürlich hat das Trinken von destilliertem Wasser noch einen besonderen Reinigungseffekt für den Körper. Da destilliertes Wasser sehr aufnahmefähig ist, können mittels destilliertem Wasser viele Schadstoffe und Ablagerungen leichte aufgelöst und aus dem Organismus abtransportiert werden. Daher kann man sagen: Destilliertes Wasser hat einen vermehrten Reinigungseffekt, man kann immer wieder einmal destilliertes Wasser trinken (1-2x in der Woche ein Liter destilliertes Wasser) um den Körper besser von schädlichen Ablagerungen zu reinigen.

Quelle: Physiologe und Ernährungsexperte Ao. Univ. Prof. Dr. med. Cem Ekmekcioglu, Institut der Medizinischen Universität Wien

Bildquelle: pixabay