Sonntag, 7. Mai 2017

Facebook scannt Gefühlswelt von Nutzern und stellt die Analyse Werbekunden zur Verfügung

Facebook und auch Google haben gezieltes Werben fast zur Perfektion gebracht. Dafür erstellen die Tech-Giganten anonymisierte Profile der User, in denen Informationen über Alter, Geschlecht, Beruf, Wohnort und private Interessen und nun auch die aktuellen Emotionen enthalten sind. Targeting nennen das die Werbefachleute.

Nun werden Teenager auf Basis ihrer Gefühlslage beworben
Aktuelle Gefühlslage von Teenagern  für Werbung ausspioniert!
Geht Facebook nun zu weit oder werden wir still auch das akzeptieren. Das soziale Netzwerk-Facebook hat die Gefühlswelt australischer Teenager über ihr System ermittelt und untersucht (siehe Link). Warum ganz einfach um sie auf der Basis der Emotionen ihrer Nutzer diese gezielt bewerben zu können.

So soll die Werbeabteilung des sozialen Netzwerks Unternehmen angeboten haben, gezielt Menschen zu erreichen, die sich z.B. gerade "wertlos“ fühlen. Der australischen Zeitung “The Australian” liegen Dokumente vor, die genau das belegen sollen.

Wie funktioniert das? Mit algorithmengesteuerten Vorhersagen auf Basis des Nutzerverhaltens.
In den Datenströmen, die jeder von uns im Netz hinterlässt, erkennen Algorithmen Muster. Niemand muss also explizit sagen, wie er oder sie sich fühlt. Facebook ahnt es auch so. Tippgeschwindigkeit, Schreibpausen, Wortwahl, Bilder die gepostet werden, benützen des Like-Button, u.v.a.m. zeigen den Beobachtern wie es den Nutzer gerade emotional geht.

Und nicht nur Facebook, Twitter, Google, Microsoft, Geheimdienste, Polizei etc. spionieren uns so aus. Man versucht immer mehr über uns zu erfahren, unsere Gedanken, Beweggründe und unsere Gefühlswelt interessieren auch den Staat.
Und darüber hinaus ist personalisierte Werbung allgegenwärtig, genauso wie die Überwachung und Datensammelwut von verschiedenen staatlichen Stellen. Viele bemerken die personalisierte Werbung schon länger, manche übersehen es. ...

Beispiel Polizei: Die US-Polizei etwa nutzt Algorithmen, um herauszufinden, wann und wo in Zukunft Verbrechen begangen werden könnten. Supermarktketten, Amazon etc. können schon heute mit großer Sicherheit feststellen, wann ein junges Paar ein Baby erwartet – lange noch, bevor Freunde und Kollegen davon erfahren. Ich habe ja nichts zu verbergen - oder?

Unsere Gefühlslage sollte privat sein.
Algorithmengesteuerte, personalisierte Werbung ist heute als Ergebnis der totalen Überwachung und Analyse der Internetnutzer allgegenwärtig. Die Unternehmen die solche Daten kaufen um uns besser zu bewerben oder um ihr Unternehmen wertvoller zu machen - wie z.B. Facebook, Instagram, WhatsApp, Google etc. finden die neuen Techniken natürlich gut. Es geht um viel Geld, und neue Geschäftsbereiche. Es trifft aber nicht nur Teenager.

Doch man muss jetzt endlich auch darüber sprechen, was Facebook und Co. und deren Algorithmen mit unseren Daten anstellen können bzw. dürfen. Dazu kommt das unsere Daten, unsere aktuellen Gefühle und Emotionen bei diesen Unternehmen nicht wirklich sicher sind. Für Hacker, Kriminelle und auch fremde Geheimdienste ist es nicht schwer an unsere Daten zu kommen. Wer sagt uns, dass die Käufer unserer Daten und unseres aktuellen Emotionszustand nicht auch Versicherungen, Banken, Arbeitgeber sein können, Unternehmen die unsere intimen Daten benützen um z.B. unsere Versicherung zu erhöhen, Kredite abzulehnen oder schlimmeres, eine länger anhaltende Verstimmung, eine depressive Phase können genügen.

Wenn Unternehmen Techniken bzw. Programme einsetzen die die Gefühlswelt von Teenagern entschlüsselt und diese Informationen auch noch anschließend verkaufen, geht die Sache nach unserer Meinung zu weit. Es handelt sich um einen viel zu tiefen Eingriff in die Privatsphäre, ein Eingriff der nicht nur viel zu intim, sondern auch wirklich höchst gefährlich ist. Niemand weiß, was mit ohnehin emotional verunsicherten Jugendlichen passiert, wenn man ihre Gefühlslage auch noch ausnutzt, um Profit daraus zu schlagen. Natürlich ist es auch für Erwachsene problematisch die vielleicht gerade aus irgend einem Grund in einer mentalen Krise stecken wenn die privaten Daten und ihre Gefühlslage ermittelt und die an den Meistbietenden dann verkauft werden.

Man muss fragen: Wo wollen wir die Grenzen setzen? Wir brauchen Regeln und feste Leitplanken dafür, welche Informationen im Netz gesammelt werden dürfen - und wie diese Daten dann eingesetzt werden. Unternehmen müssten wenigstens den Nutzer von verschiedenen Service klar darauf hinweisen welche Daten von ihr/ihm gesammelt werden und ob die aktuelle Gefühlslage analysiert wird. Wir müssen uns fragen, ob es ethisch ist, Informationen über Gesundheit oder politische Orientierung zu nutzen, um damit Geld zu verdienen. Gerade die politische und religiöse Orientierung kann in manchen Gesellschaften schnell zu einem gewaltigen Problem führen, denken Sie dabei z.B. an die jüngsten Vorgänge in der Türkei.

Unternehmen wie Facebook, Google, Microsoft, Amazon etc. sammeln alle Daten, an die sie nur kommen können. Anbieter von Fittnessarbänder sammeln Gesundheitsdaten die dann über das Internet übertragen werden -und nicht immer zu unserem Gunsten Verwendung finden-, Sie alle wissen, wer Gesundheitsprobleme hat, wer unter Depressionen leidet, wer mit einer hohen Wahrscheinlichkeit Krebs hat, wer radikaler Christ, radikaler Moslem ist oder wer die AfD, die Grünen oder eine andere Partei wählt.

Wir müssen uns endlich Gedanken machen, welche Informationen die Unternehmen am Ende verwerten dürfen und welche zu intim, zu privat sind. Selbst wenn sie nur in anonymisierten Profilen gespeichert werden, was natürlich nur teilweise stimmt. Alleine schon die Mitarbeiter der Datenhungrigen Unternehmen können über die Originaldaten verfügen. Und natürlich können Geheimdienste, Polizei und verschiedene Ämter die Herausgabe der Originaldaten verlangen.

Die Aufklärung der Nutzer ist die Grundlage
Man muss dabei behilflich sein, dem Nutzer die Möglichkeiten aufzuzeigen wie er seine Daten und Gefühlslage vor dem ausspionieren besser schützen kann. Etwas Abhilfe finden Sie in diesen Artikel.

Was sagt Facebook? Die Dokumente, die The Australian vorliegen würden, seien Teil einer Untersuchung, die Marketern helfen soll zu verstehen, wie sich Menschen ausdrücken (hier geht es zur Original-Stellungnahme von Facebook). Wer es glaubt, dass es sich bei den Vorfällen nur um eine Untersuchung handelt. Ob es ähnliche Untersuchungen auch in anderen Ländern gibt, wollte Facebook laut einem Bericht des Guardian lieber nicht kommentieren.

Immer wieder! Facebook experimentiert gerne mit seinen Nutzern
Die obige Geschichte erinnert entfernt an den Facebook-Skandal aus dem Jahr 2014, als herauskam, dass Facebook mit gezielt positiven oder negativen Postings in der Timeline die Gefühle von fast 700.000 ausgewählten Nutzern manipuliert hat. Facebook entschuldigte sich und versprach, die Richtlinien für Forschungen zu überarbeiten.
Quellen: Zeitung “The Australian”, huffingtonpost, zeit.de, News, meedia.de, u.a.