Samstag, 1. Juli 2017

Kindes-Missbrauch? Kardinal (Nummer Drei im Vatikan) tritt vorübergehend zurück

Kurz notiert!
Die Nummer Drei im Vatikan, Kardinal George Pell, soll sich in den 70er- und 80er-Jahren an Kindern vergangen haben. Nun ermittelt die Polizei. Wieder wird der Vatikan die RK-Kirche von negativen Schlagzeilen erschüttert.

Gegen einen der mächtigsten Männer, die "Nummer Drei" im Vatikan, ist ein Ermittlungsverfahren wegen Kindesmissbrauchs eingeleitet worden: Dem Finanzchef des Vatikan, Kardinal George Pell, werden mehrere sexuelle Vergehen vorgeworfen. Pell bestreitet die Vorwürfe, trat am Donnerstag jedoch vorübergehend von seinen Ämtern zurück.

Wie die Polizei in seinem Heimatland Australien am Donnerstag 29.06.2017 mitteilte, soll der 76-Jährige Mitte Juli zu einer Anhörung nach Melbourne kommen (siehe Video dazu). Pell sagte sein Erscheinen vor Gericht zu und wies zugleich die Vorwürfe "energisch" zurück.

Er habe Papst Franziskus um den vorübergehenden Rücktritt von seinen Ämtern gebeten, um in Australien seine Unschuld zu beweisen, gab der Papst-Vertraute am Donnerstag in Rom bekannt. ...
"Mehrere Beschwerdeführer"
Es gebe "mehrere Beschwerdeführer" gegen Pell, sagte Shane Patton von der Polizei des australischen Bundesstaates Victoria vor Journalisten in Melbourne. Der katholische Geistliche solle am 18. Juli 2017 zur Anhörung vor einem Gericht in Melbourne erscheinen. Kardinal Pell werde "genauso wie jeder andere in diesen Ermittlungen behandelt", versicherte Patton. Nähere Angaben zu den Vorwürfen gegen den Kardinal wollte Patton nicht machen. Die australischen Ermittler hatten Pell bereits im Oktober in Rom zu Missbrauchsvorwürfen befragt.

Kardinal Pell wies Vorwürfe erneut zurück
Der Kardinal bezeichnete die Vorwürfe in der Vergangenheit als "völlig falsch" und sprach von einer "skandalösen Schmutzkampagne" gegen ihn. Unmittelbar nach Bekanntwerden des Ermittlungsverfahrens gegen ihn ließ Pell die Missbrauchsvorwürfe erneut zurückweisen. 

In der Vergangenheit gab es mehrmals Beschwerden über angebliche Fälle von Kindesmissbrauch während seiner Zeit als Priester in Ballarat (1976 - 1980) und als Erzbischof in Melbourne (1996 - 2001). Australischen Medienberichten zufolge wurde Pell zur Last gelegt, damals mehrere Buben sexuell belästigt zu haben.

Im Juli vergangenen Jahres erhoben zwei Männer direkte Missbrauchsvorwürfe gegen den Geistlichen, der sie in den 1970er Jahren in einem Schwimmbad unsittlich angefasst habe. Ein weiterer Mann berichtete, Pell habe sich in den 1980er Jahren vor Buben in einem Umkleideraum am Strand entblößt. Kürzlich erschien ein Buch der Enthüllungsjournalistin Louise Milligan über Pell, das neue Einzelheiten zu den gegen ihn gerichteten Vorwürfen enthielt.

Schwerer Schritt für mutmaßliche Opfer
Die Anwältin Ingrid Irwin, die zwei nicht namentlich genannte Kläger gegen Pell vertritt, erklärte, ihre Mandanten seien "überglücklich" über das Ermittlungsverfahren. Es sei für sie nicht leicht gewesen, die Vorwürfe gegen Pell öffentlich zu machen. "Gegen jemanden vorzugehen, der aus Sicht mancher Menschen direkt nach Gott kommt, hat ihnen alle möglichen Probleme bereitet", sage Irwin der in Melbourne erscheinenden Zeitung "Herald Sun".

George Pell war früher Erzbischof von Sydney. 2002 wurden erstmals Missbrauchsvorwürfe gegen ihn öffentlich, er wurde aber später von jedem Fehlverhalten freigesprochen. 2014 ernannte Papst Franziskus ihn zum Finanzchef des Vatikan. Angesprochen auf die Missbrauchsvorwürfe gegen Pell hatte Franziskus vergangenes Jahr gesagt: "Wir müssen ein Medien-Urteil vermeiden, ein Urteil, das auf Klatsch beruht."

Ein Problem für den Vatikan und die Kirche sind solche Vorwürfe trotzdem. Bei einigen ähnlichen Vorwürfen die sich später als richtig herausgestellt haben (siehe Tatort Kirche), gab es als Reaktion sehr viele Kirchenaustritte (vor allem auch in Österreich und Deutschland) siehe z.B. den Fall Kardinal Groër damals gab es als Reaktion tausende (mindestens 44000) Kirchenaustritte.
🔴 Für Kardinal George Pell gilt die Unschuldvermutung!
Quellen ©: Herald Sun, ORF, Heute, nzz.ch, u.a.
Bild- und Videoquelle ©: Heute