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Donnerstag, 2. November 2023

Der unabdingbare, Moment des Todes


Eine Palliativärztin spricht im Interview über Momente des Todes: 
Diese sind "genauso intensiv wie eine Geburt"!

Frau Dr. Birgit Haider begleitet als Palliativmedizinerin seit zehn Jahren todkranke Menschen auf der letzten Lebensstrecke, oft auch im Moment des Todes. In einem Interview mit dem Magazin Focus erklärt sie, wie sie eine Situation erlebt, die den meisten Menschen Angst macht.

Frage: Ein amerikanischer Kollege von Ihnen hat in einer Talkshow gesagt, wie er spürt, dass im Moment des Todes noch etwas im Raum schwebt. Er könne aber nicht sagen, ob das die Seele, der Geist oder etwas anderes ist. Würden Sie ihm zustimmen?

Dr. Birgit Haider: Es findet tatsächlich eine Trennung von Körper, Seele und Geist statt! Es ist aber nicht der eine einziger Moment, in dem sich diese Trennung vollzieht. Und ich erlebe diese letzten Augenblicke eines Menschen sehr verschieden. Manchmal fühlt es sich an wie ein Silberfaden in der Luft, manchmal wirkt ein Toter so, als steckten seine Seele, sein Geist, seine Persönlichkeit noch ganz fest in ihm. Eine alte Frau, die nur noch dahindämmerte, erklärte mir in einem wachen Moment: „Zwei Drittel von mir sind schon drüben: meine Seele und mein Geist. Nur mein Körper ist noch hier.“ Sie starb am nächsten Tag.

Frage: Ist es nicht beklemmend zu wissen, dass dieser Mensch im nächsten Augenblick nicht mehr existieren wird?

Dr. Haider:
Es sind Momente voller Traurigkeit, das ja. Aber diese letzten Sekunden oder Minuten sind immer auch eine erhabene Zeit, groß und berührend. Von ihrer Intensität her sind sie nur mit einer Geburt vergleichbar. Es ist ein Geschenk, dabei sein zu dürfen.

Frage: Wie zeigt sich dann der Unterschied zwischen Leben und Tod?

Dr. Haider: Sobald ein Mensch gestorben ist, verändert sich sein Aussehen. Und fast alle sehen dann entspannt und friedlich aus. Das liegt nicht nur an erschlafften Muskeln. Ich bin überzeugt davon, dass uns die Verstorbenen signalisieren: „Wo ich bin, ist ein friedlicher Ort“. Und sie vermitteln den Eindruck: “So schlimm kann das alles ja gar nicht sein.“ Den Angehörigen gibt das viel Trost.

Frage: Sterben alte Menschen leichter als junge, die sich vielleicht um ihr Leben betrogen fühlen?

Dr. Haider: Es kommt weniger aufs Alter an als darauf, wie jemand sich durchs Leben bewegt hat. Eine 15-Jährige hat einmal auf dem Sterbebett etwas sehr Weises zu mir gesagt: „Mein Leben war vielleicht nicht lang, aber es war breit.“ Es gibt aber auch die 95-Jährigen, die nur schwer loslassen können: „Warum ich? Warum jetzt?“  Am schwersten mit dem Sterben tun sich meiner Erfahrung nach Machertypen, die immer alles im Griff und unter Kontrolle hatten. Sie hadern, kämpfen und verdrängen bis zuletzt, dass es zu Ende geht. Wer den Tod annimmt, geht leichter aus dem Leben.

Frage: Menschen sterben oft in dem Moment, wenn gerade niemand bei Ihnen ist. Warum ist das so, glauben Sie?

Dr. Haider: Manche Menschen wollen ganz bewusst allein sterben, das ist gar nicht so selten. Bei anderen hat man den Eindruck, als wollten sie den Angehörigen ersparen, ihren Tod zu erleben. Als wäre es eine letzte Fürsorge für die Hinterbliebenen. Vielleicht ist das eher dann so, wenn der Abschied besonders schwerfällt. Wenn Angehörige sagen können „Du darfst jetzt gehen“, muss sich der Sterbende nicht so „davon stehlen“.

Frage: Hat sich Ihre Einstellung zu Sterben und Tod durch Ihre Arbeit in der Palliativmedizin verändert?

Dr. Haider: Ich hatte noch nie Berührungsangst mit Sterben und Tod. Früher habe ich ja in der Notfallmedizin und in der Krisenintervention gearbeitet. Ich habe da gemerkt, dass ich eine Gabe dafür habe, Menschen Trost zu spenden. Heute kann ich dafür sorgen, dass Menschen in Ruhe und Würde sterben können. Ich habe keine Angst vor dem Sterben oder dem Tod. Das sage ich zumindest jetzt, denn ich weiß ja nicht, wie sich das anfühlt.

Frage: Beschäftigt Sie die Frage „Was kommt danach“?

Dr. Haider: Ich glaube jedenfalls nicht, dass wir uns alle im Himmel wiedersehen. Ich denke, dass im Tod das Ich-Bewusstsein ausgelöscht ist, so wie es vor der Geburt nicht existiert – da schließt sich der Kreis des Lebens.

Quelle ©: Dr. med. Birgit Haider/Focus
Bildquelle: pixabay
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Zur Person:
Frau Dr. Birgit Haider (55) ist Allgemeinmedizinerin und Palliativärztin
Vor zehn Jahren hat sie eine Ausbildung zur Palliativmedizinerin absolviert und seither Hunderte schwerstkranker Menschen bis ans Lebensende begleitet, oft auch beim Sterben.

Palliativmedizin
Wenn es für schwerkranke Menschen keine Heilung mehr gibt und ihnen nur noch eine kurze Lebenszeit bleibt, kommt die Palliativmedizin zum Tragen. Sie kann in dieser Phase Beschwerden lindern und die Lebensqualität der Patienten verbessern. Und sie kann ihnen schließlich einen würdevollen Tod ermöglichen. Dabei arbeiten Ärzte, Psychologen und freiwillige Begleiter zusammen.

Siehe dazu: 
Deutsche Gesellschaft für Palliativmedizin (DGP)
Link: http://www.dgpalliativmedizin.de/

und
Österreichischen Palliativgesellschaft (OPG)
Link: http://www.palliativ.at/

und 
Schweizerische Gesellschaft für Palliative Care
Link: https://www.palliative.ch/de/home/

Mittwoch, 9. August 2023

Elektrische “Todeswelle” im menschlichen Gehirn gemessen

Der Tod hat direkt mit einer elektrische Stille (elektrozerebrale Stille) in den Nervenzellen zu tun. Wo es elektrische Potenziale im Gehirn gibt, ist Bewusstsein. Verschwinden diese komplett, tritt das ein, was wir als Tod bezeichnen.  

Bleibt der Sauerstoffnachschub etwa aufgrund des bei einem Herzstillstand zum Erliegen kommenden Blutkreislaufs aus, so kommt es innerhalb von etwa zehn Minuten zu umfangreichen und unwiderruflichen Schäden, die sich vergleichbar mit einer Welle, einem "Tsunami", im Hirn ausbreiten und führen (so sie nicht gestoppt werden können) zum Tod.

Bislang konnten diese Vorgänge nur an Tieren untersucht und beobachtet werden. Weshalb es nur bedingt aussagekräftige Messungen der elektrischen Hirnaktivität und sehr widersprüchliche Auffassungen in Hinblick auf die Übertragbarkeit der Tierversuchsergebnisse gab. Neurologen haben die ablaufenden Prozesse jetzt erstmals am Menschen untersucht. Die Ergebnisse könnten Ansatzpunkte für Behandlungsstrategien bei Herzkreislaufstillstand und Schlaganfall liefern.

Wie das Team um Prof. Dr. Jens Dreier von der Charité – Universitätsmedizin Berlin gemeinsam mit Kollegen der University of Cincinnati aktuell im Fachjournal “Annals of Neurology” berichten, werden die Prozesse, die bei Sauerstoffentzug zu Schädigungen des Hirns führen, bei Tieren seit Jahrzehnten untersucht: “Innerhalb von 20 bis 40 Sekunden stellt das Hirn in einer Art Energiesparmodus seine elektrische Aktivität ein, die Kommunikation der Nervenzellen stoppt vollständig. Minuten später, wenn die Energiereserven aufgebraucht sind, bricht das energiebedürftige Ionen- und Spannungsgefälle zwischen dem Inneren der Nervenzellen und ihrer Umgebung zusammen. Dies passiert in Form einer massiven elektrochemischen Entladungswelle, die als ‘Spreading Depolarization(Depolarisationen) oder auch bildhaft als "Tsunami" bezeichnet wird. Diese Welle zieht durch die Hirnrinde und andere Hirnstrukturen und stößt dabei Schadenskaskaden an, die die Nervenzellen allmählich vergiften (siehe auch Delpasse-Effekt). 

Wichtig ist, dass die Welle bis zu einem bestimmten Zeitpunkt noch reversibel ist.
Das heißt, die Nervenzellen erholen sich vollständig, wenn die Durchblutung, Sauerstoffversorgung rechtzeitig wieder einsetzt. Überdauert die Durchblutungsstörung diesen Zeitpunkt jedoch, sterben die Zellen ab.”

Während es normalerweise die Aufgabe von Ärzten und Medizinern ist, den Tod zu verhindern und nicht, seinen Verlauf untätig zu beobachten, waren die neuen Untersuchungen in neun Fällen von Patienten möglich, die zuvor in ihrer Patientenverfügung sich gegen eine Reanimation ausgesprochen hatten.
Bildquelle: Coburn C, Allman E, Mahanti P, Benedetto A, Cabreiro F, et al. / plosbiology.org, ucl.ac.uk
Die Forscher um Professor David Gems vom Institute of Healthy Ageing am University College London (UCL) berichteten, wie der individuelle Zelltod eine chemische Kettenreaktion auslöse, die nach und nach zum Zusammenbruch von Zellkomponenten und der Ansammlung von molekularen Trümmern führe. Der molekulare Mechanismus dieses Vorgangs auf Zellebene sei zwar bereits relativ gut bekannt, doch wisse man noch kaum etwas darüber, wie sich der Tod am Ende des Lebens in einem Organismus ausbreitet.

In der vorliegenden aktuellen Beobachtungsstudie (2018) wurden modernste Neuromonitoring-Verfahren eingesetzt und die wissenschaftliche Aufarbeitung der Krankheitsverläufe und Überwachungsdaten der Verstorbenen zeigte, dass es innerhalb von Minuten nach Kreislaufstillstand auch beim Menschen zur sogenannten “terminalen Spreading Depolarization” kommt.

Damit konnten die Wissenschaftler nun nachweisen, dass die “terminale Spreading Depolarization”, also der “Todestsunami” bei Mensch und Tier vergleichbar ist.

Die Annahme, dass gerade dies aber nicht der Fall ist, führte dazu, dass die Erforschung dieses Elementarprozesses der Schadenentstehung im zentralen Nervensystem jahrzehntelang vernachlässigt wurde. “Dies hatte vor allem methodische Gründe. Bisher besteht die Therapie bei Schlaganfall und Herzstillstand nur darin, den Blutkreislauf so rasch wie möglich wiederherzustellen. (…)

Das Wissen um die ‘Spreading Depolarization’ ist aber eine Grundvoraussetzung für die Entwicklung ergänzender Behandlungsstrategien, die auf eine Verlängerung der Überlebenszeit von Nervenzellen während Durchblutungsstörungen des Hirns abzielen. Dies folgt ganz allgemein aus dem Grundsatz Max Plancks, dass dem Anwenden das Erkennen vorausgehen muss. Und auf diese Weise können unsere Erkenntnisse Hoffnung für die Zukunft geben.”

Deutung
Diese Ergebnisse liefern grundlegende Einblicke in die Neurobiologie des Sterbens und haben wichtige Auswirkungen auf überlebende zerebrale ischämische Insulte. Ann Neurol 2018; 83: 295-310
Quellen ©: Fachjournal “Annals of Neurology” (DOI: 10.1002/ana.25147), University of Cincinnati, u.a.
Quelle Anm.: IPN-Forschung/UNIQ-Team
Bildquellen ©: Dreier et al. / Annals of Neurology, 2018 / Hintergrundbild: pixabay und Coburn C, Allman E, Mahanti P, Benedetto A, Cabreiro F, et al. / plosbiology.org, ucl.ac.uk
Link: https://onlinelibrary.wiley.com/doi/abs/10.1002/ana.25147

Montag, 19. Juli 2021

Nahtod-Erfahrung, Wissenschaft an der Grenze zum Tod!

Viele Menschen fragen sich, ob es eine Existenz nach dem Tod gibt.
Etwa jeder fünfte Überlebende eines Herzstillstands berichtet von sehr berührenden Erfahrungen. Nahtoderfahrungen treten in allen Kulturkreisen auf und die älteste medizinische Beschreibung einer Nahtoderfahrung (NDE) kommt aus Frankreich, aus dem 18. Jahrhundert. Im Jahr 1892 schrieb der Geologe Albert Heim in das Jahrbuch des Schweizer Alpenclubs seine Nahtoderfahrungen nach einem alpinen Absturz. 

Eine Nahtod-Erfahrung (NDE) ist ein Geschehen mit spirituellen, transzendenten und mystischen Elementen. Nahtoderfahrungen werden oft von sterbenden Menschen, oder Patienten beschrieben, die nach einem schweren Unfall wiederbelebt wurden, oder sogar schon als klinisch tot galten. Diese Menschen beschreiben dabei nicht nur das Empfinden, sich aus ihrem physischen Körper heraus gelöst zu haben (außerkörperliche Wahrnehmung -AKE-*), - das zumeist auch begleitet wird von starken Emotionen. Sie beschreiben auch, wie sie sich auf ein helles Licht (Tunnelerlebnis) zu bewegen und hier bereits verstorbene Freunde und Familienmitglieder getroffen zu haben, bevor sie wieder ins Leben zurückgeschickt wurden. 

Während entsprechende Schilderungen schon aus dem Alten Ägypten überliefert sind, gab es bislang keine historisch-medizinischen Aufzeichnungen über Nahtod-Erfarungen. Kritiker vermuteten deshalb, dass deren Inhalte erst Verbreitung fanden, nachdem sie durch die modernen Medien kolportiert wurden. Ein französischer Anthropologe hat eine Beschreibung einer klassischen Nahtod-Erfahrung aus dem 18. Jahrhundert ausfindig gemacht und diese in einem Fachjournal publiziert.

Eine Nahtod-Schilderung eines Apothekers Mitte des 18. Jahrhunderts
Der Bericht, so erläutert Philippe Charlier vom Laboratory of Medical and Forensic Anthropology an der Université de Versailles Saint-Quentin-en-Yvelines im Fachjournal "Resuscitation", stammt wohl aus den Jahren um 1740 und wurde von dem Militärmediziner Pierre-Jean du Monchaux (1733–1766) im Lehrbuch "Anecdotes de médecine" beschrieben.

Du Monchaux schilderte den Fall eines Pariser Apothekers, der an bösartigem Fieber litt und aus diesem Grund von Ärzten und Chirurgen mehrfachen Aderlässen unterzogen wurde. Nach der letzten dieser sogenannten Phlebotomien verlor der Patient besorgniserregend lange das Bewusstsein. Wieder bei Bewusstsein habe der Apotheker berichtet, dass er, "nachdem er alle äußerlichen Empfindungen verloren habe, ein derart reines und extremes Licht gesehen habe, dass er davon ausging, es müsse sich um den Himmel handeln". Du Monchaux führt weiter aus: "Er erinnerte sich an diese Wahrnehmung sehr genau und versichert, dass er in seinem ganzen Leben noch keinen wundervolleren Moment erfahren habe. 

Andere Personen unterschiedlichen Alters und Geschlechts, haben von sehr ähnlichen Erfahrungen unter den gleichen Bedingungen berichtet. Diese Beobachtungen scheinen mit jenen vergleichbar, die ein Theologe schon im 12. Jahrhundert schilderte, als er beschrieb, dass in jenem Moment, wenn sich unser Körper und die Seele trennen, letztere von der Helle des ersten Lichts (luminositas lucis primae) erhellt wird." 

Wie sind die Erkenntnisse der neuesten Nahtod-Forschung? 
Im Eggetsberger TV wird heute darüber diskutiert!


Fotoquelle: pixabay/fotolia/Eggetsber,Net















Freitag, 2. April 2021

Anzeichen eines baldigen Todes – Studie


Weist uns ein Wurm den Weg?
 
Bild © UCL_News


Forscher von der University College London haben die Totenstarre bei Würmern untersucht und hoffen, dadurch einen Weg zur Bekämpfung des Todes bei Menschen zu finden, schreibt das Portal UCL News.

Das Forscher-Team um Professor David Gems fand heraus, dass die Totenstarre bei den Würmern C. elegans beginnt, wenn sie noch am Leben sind, und nicht nach dem Tod, wie bei den meisten Tieren. Der Anfang dieses Prozesses gleicht dem Älterwerden von Menschen. Dies folgt aus einem Artikel in dem Fachmagazin „Cell Reports“.

Der Tod verbreitet sich wegen der Zellnekrose im Körper. Dem Professor zufolge führen die sterbenden Zellen bei den Würmern durch einen Calcium-Ausstoß zum Tod der benachbarten Zellen. Dieser beginnt in den Muskeln, führt zu Krämpfen und schließlich zur Totenstarre. Dieser Vorgang betrifft weiters den Darm.
Fachleute haben gezeigt, dass zum Zeitpunkt des Zelltods Anthranilsäure freigesetzt wird, die eine blaue Fluoreszenz verursacht. In diesem Fall breitet sich das Leuchten durch eine Welle aus. Dies gibt Aufschluss darüber, dass die Totenstarre nicht gleichzeitig im ganzen Körper auftritt. 

„Der Zellen-Tod wurde bereits erforscht. Viel weniger bekannt ist aber über den Tod des ganzen Organismus, wie er geschieht, was ihn auslöst, wann er beginnt und wann er endet. Das ist jedoch für das Verständnis von tödlichen Krankheiten bei den Menschen sehr wichtig. Besonders bei jenen, die durch die Alterung verursacht werden“, so Gems.

Die Wissenschaftler verbinden das Altwerden damit, dass die Zellen die Fähigkeit verlieren, die Energie in Form von Adenosintriphosphat (ATP), dem Energieträger und Regulator energieliefernder Prozesse, zu produzieren. Wenn Zellen diese Energie nicht mehr bilden können, können sie in den Muskeln kein Calcium mehr behalten. Es fließt dann aus den Muskeln und ruft Zellnekrose hervor.
„Die Untersuchung der Totenstarre von Würmern ist aufregend, weil sie das wichtigste Glied in der Folge von Ereignissen zwischen dem gesunden Erwachsensein und dem Tod im hohen Alter hervorhebt. Das hilft uns, den Tod der Menschen zu verstehen und möglicherweise den Tod von sterbenskranken Patienten zu verhindern“, schloss der Professor.

Quellen ©: Portal UCL News, Fachmagazin Cell Reports, u.a.
Bildquelle ©: UCL_News
Link: http://www.cell.com/cell-reports/fulltext/S2211-1247(18)30231-6

Donnerstag, 9. Mai 2019

Sterben ist ein langsamer Prozess, ganz besonders langsam läuft er in unseren Zellen, in der Erbmasse ab.

Forensiker können in Zukunft den Todeszeitpunkt über die Genaktivität bestimmen.
Sterben ist ein langsamer Prozess, ganz besonders langsam läuft er in unseren Zellen, in der Erbmasse ab. Und diesen langsamen Prozess wollen nun Wissenschaftler für eine genauere Diagnose des Todeszeitpunktes heranziehen. Der Sterbeprozess läuft im inneren der Zellen nach einem präzisen Timing ab.

Ein neues Diagnose-Verfahren könnte den Zeitpunkt des Ablebens von Gewaltopfern leichter bestimmen, so die Forscher. Dafür untersuchten sie, was post mortem in den Körperzellen bzw. DNA passiert - und es passiert weit mehr als sie gedacht haben (siehe dazu auch Link).

Heute wird normalerweise der Todeszeitpunkt des toten Körpers über die Temperatur und andere Hinweise bestimmt. Anfänglich bleibt die Temperatur zwei bis drei Stunden konstant, danach fällt sie um etwa 0,5 bis 1,5 Grad Celsius pro Stunde. Doch spielen bei dieser traditionellen Methode der Forensik noch viele Umweltfaktoren wie Kleidung, Lagerung, Umgebung oder Körperproportionen eine Rolle. Auch andere Faktoren wie die Ausprägung von Todesflecken oder der Leichenstarre müssen berücksichtigt werden. Das heute gebräuchliche Verfahren hat also einige Nachteile: Es gilt als ungenau und unzuverlässig.

Präziser als die gegenwärtigen Methoden
Forscher um Pedro Ferreira von der Universität Porto (Portugal) haben nun Ansätze für ein neues Verfahren entdeckt. Der Todeszeitpunkt lässt sich auch über die Genaktivität in Gewebeproben eines Verstorbenen erkennen. Denn nach dem Tod arbeitet die Zellmaschinerie noch einige Zeit weiter, Gene werden aktiv an- oder abgeschaltet, berichten die Wissenschaftler im Fachzeitschrift "Nature Communications". Das nun erforschte Verfahren funktioniere über die Analyse des Erbgutmoleküls RNA. Es sei möglicherweise präziser als die gegenwärtigen Methoden zur Todeszeitbestimmung und stoße als Alternative auf wachsendes Interesse.

Hintergrund: Die Gene eines Lebewesens liegen in Form von DNA vor. Sie liefert die Vorlage zur Herstellung eines RNA-Moleküls, aus dem dann schließlich ein Protein hergestellt wird. Wird ein Gen aktiviert, lassen sich in der Zelle RNA-Moleküle des betreffenden Gens nachweisen. Der Tod wirkt sich sofort auf das Geschehen in einer Zelle und auf die Aktivität der Gene aus, allerdings kommen nicht alle Prozesse sofort zum Erliegen sondern einige Gene werden im Augenblick des Todes aktiv. ... 

Sonntag, 24. März 2019

Was verändert LSD im Gehirn

Wissenschaft: LSD Erfahrungen sind ähnlich den Erfahrungen des Theta-X Prozesses, der Techno-Meditation mittels Neurostimulation (Whispern) -also ohne Drogen- ausgelöst!

Was macht LSD mit dem Gehirn? Rechts LSD im Gehirn!
LSD: Anfangs (bis es verboten wurde) galt LSD als die Wunderdroge der Psychiater und als Experimentierstoff für Menschen die Erleuchtung suchten. Nach seinem Verbot vor 50 Jahren geriet LSD - zumindest für die Forschung - in Vergessenheit. Nun haben erstmals Forscher untersucht, was im Gehirn bei einem LSD-Rausch wirklich passiert - und dabei erstaunliche Parallelen zu Erfahrungsberichten gefunden.

☛ „Dieser Liegestuhl - werde ich ihn je vergessen? An den Stellen, wo die Schatten auf seine Leinenbespannung fielen, entstanden wechselweise Streifen von einem tiefen, aber glühenden Indigoblau und hell leuchtenden Streifen, so dass es schwer fiel, zu glauben, sie könnten nicht aus blauem Feuer sein.“ So beschrieb der Schriftsteller Aldous Huxley einen Eindruck seines Drogenrauschs. ... 

Samstag, 22. April 2017

Forscher finden aktive Gene in toten Tieren

Wenn unser Herz nicht mehr schlägt, wir nicht mehr atmen und das Gehirn nicht mehr arbeitet, gilt ein Mensch als tot. Doch so einfach ist das offenbar nicht. Amerikanische Forscher haben „Zombie-Gene“ gefunden, die erst im toten Körper aktiv werden.
(Diese Entdeckung könnte auch für die Organspende interessant sein!)

Was passiert, nachdem wir gestorben sind? Diese Frage treibt die Menschheit seit Jahrtausenden um. Bisher waren sich Forscher sicher: Wenn ein Mensch stirbt, endet auch jegliches Leben in seinem Körper. Neue Studien wollen jetzt jedoch das Gegenteil belegt haben.

Gene noch 30 Minuten bis 4 Tage nach dem Tod aktiv!
Ein Team von Wissenschaftlern der University of Washington hat ihre Erkenntnisse jetzt veröffentlicht. Demnach sterben die Gene nicht zum selben Zeitpunkt wie ihr „Besitzer“. Vielmehr erwachen hunderte Gene erst in der Zeit nach dem Tod des Körpers zum Leben. Das konnten die Forscher in Mäusen und Zebrafischen zeigen. Die meisten der untersuchten Gene wurden in der ersten halben Stunde nach dem Tod aktiv. Andere brauchten eine Anlaufzeit von 24 bis 48 Stunden. Erst vier Tage nach dem Tod des Organismus hörten auch sie auf zu arbeiten.
Zumindest Teile des Körpers leben nach dem Tod also zunächst weiter, erklären die Wissenschaftler um Peter Noble in „bioRxiv“ (sprich „bio-archive“), einem Online-Archiv, das die neuen Forschungsergebnisse veröffentlichte. ...