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Sonntag, 9. Oktober 2022

Unser Gehirn ist im Schlaf aktiver als bisher gedacht


Auch gesunde Menschen haben einen bewegten Schlaf.
Das haben Forscher an der Medizinischen Universität Innsbruck herausgefunden. Bisher war man der Ansicht, dass die Muskeln vor allem im Traumschlaf lahmgelegt sind. Doch rund zehn kleinere Bewegungen pro Stunde seien normal, so die Wissenschaftler. Sind es deutlich mehr Bewegungen, könnte dies aber ein Vorzeichen von Krankheiten sein.

Im Rahmen eines Forschungsprojektes geleitet von Birgit Högl, Universitätsklinik für Neurologie der Medizinuni Innsbruck, beobachteten die Forscher 100 Männer und Frauen beim Schlafen mit Videoaufzeichnungen, maßen ihre Hirnstromkurven (EEG), Augenbewegungen, die Muskelspannung am Kinn (EMG), den Armen und Beinen, verschiedene Atemparameter, ihre Herzaktivität (EKG) und nahmen auf, welche Töne sie von sich gaben.

Sie konnten dadurch kleine Muskelbewegungen (Minor Motor Activities) nachweisen, die mit freiem Auge nicht sichtbar sind, erklärte Högls Mitarbeiterin Ambra Stefani. Teilweise handle es sich dabei nur um kurzes Zucken, manchmal hoben die Schlafenden aber zum Beispiel auch den Fuß ein wenig. Im Schnitt zeigten sie zehn solche Bewegungen pro Stunde - im Traumschlaf (REM-Schlaf) ein bisschen mehr als dazwischen (Nicht-REM-Schlaf).

Muskeln werden im Traumschlaf weitgehend lahmgelegt
„Größere komplexe Bewegungen sollten bei gesunden Menschen im Traumschlaf aber nicht vorhanden sein“, sagte Stefani. Während dieser Schlafphase seien ihre Muskeln lahmgelegt (=Schlafparalyse), damit die Schläfer sich selbst und eventuelle Partner im Doppelbett nicht beim „Ausagieren der Träume“ gefährden (also z.B. um sich schlägt).

Deutlich mehr kleine Bewegungen als durchschnittlich bei gesunden Menschen oder größere Bewegungen im Traumschlaf könnten allerdings auf eine Vorläuferphase einer REM-Schlaf-Verhaltensstörung hinweisen, erklärte die Forscherin. Diese wiederum könnte ein Vorzeichen für eine Parkinson-Erkrankung sein.

Nun gelte es, das neue Wissen und die „normativen Werte“ um die Bewegungshäufigkeit im Schlaf in Richtlinien der „Internationalen Studiengruppe für REM-Schlaf-Verhaltensstörungen“ einfließen zu lassen, um in Zukunft anhand der Zahl der Bewegungen im Schlaf eine Diagnose stellen zu können.

Quellen: Medizinischen Universität Innsbruck/ Birgit Högl und Team, u.a.
„Idiopathic REM sleep behaviour disorder and neurodegeneration — an update“, Nature Neurology, 
Bildquelle pixabay

Freitag, 12. Juli 2019

Schlafparalyse - wenn der Schlaf zum Albtraum wird ... (inkl. Klartraum)

Es ist ein unheimliches Gefühl wach zu sein, doch der Körper ist wie gelähmt. Wenn Sie das einmal erleben, befinden Sie sich im Zustand der Schlafparalyse.

Schlafparalyse was ist das, wie fühlt man sich?
Die unangenehme Erfahrung der Schlafparalyse
Der Zustand, während der Schlafparalyse zu erwachen, kommt einem vor wie in einem Horrorfilm. Man wacht aus einem Albtraum auf und hat dennoch das Gefühl in ihm gefangen zu sein. Panik steigt auf, Füße und Hände scheinen wie paralysiert, können nicht bewegt werden. Sie wollen nach Hilfe rufen, doch kein Laut kommt Ihnen über die Lippen, der Mund und die Lippen sind wie gelähmt. Wenn Sie so ein Erlebnis schon einmal hatten, dann handelte es sich entweder um einen Alptraum oder eben um ein Erwachen in einer Schlafparalyse-Phase.

Was passiert hier?
Während wir schlafen, durchlaufen unser Gehirn und unser Körper vier Schlafstadien, in denen unser Herzschlag, die Atmung und die Gehirnaktivität kontinuierlich langsamer werden. Die letzte Phase, die sogenannte REM-Phase, wird auch als Traumphase bezeichnet. In diesem Schlafstadium finden die meisten Träume statt. Auch unsere Gehirnaktivität ist in dieser Phase sehr aktiv (was man heute auch in Schlaflabors gut messen kann).
Um uns in der Traumphase davon abzuhalten, dass wir uns wie im Wachzustand bewegen, eventuell sogar herumschlagen, lähmt der Körper zum Schutz unsere Muskulatur. Dieser Zustand wird auch Schlafparalyse, Schlafstarre oder Schlaflähmung genannt und ist eine ganz natürliche Erscheinung, während wir schlafen. ... 

Dienstag, 24. Juli 2018

Neues vom Schlaf, zwei Zustände wechseln sich ständig ab

Neue Erkenntnisse könnten zu besserem Verständnis von Schlafstörungen beitragen. Lausanne – egal ob Mensch oder Maus: Säugetiere brauchen Schlaf für ihre körperliche und geistige Gesundheit. Beim Schlafen erholt sich der Körper, Erinnerungen werden gefestigt. Dafür muss der Schlaf kontinuierlich sein und Gehirn und Körper weitgehend "abschalten". Gleichzeitig muss der Zustand ein bisschen instabil sein, damit man bei einer möglichen Gefahr aufwacht (das war in der Frühzeit z.B. Steinzeit besonders wichtig).

Zum besser lesen, Bild einfach anklicken!
Die Wissenschaftlerin Anita Lüthi von der Uni Lausanne hat mit Kollegen von der Uni Tübingen erforscht, wie sich die widersprüchlichen Ansprüche ans Schlafen miteinander vereinbaren lassen. Dafür haben sie Hirn- und Herzaktivität bei schlafenden Menschen und auch bei Mäusen gemessen.

Auf größeren Zeitskalen lässt sich der menschliche Schlaf in abwechselnde REM- ("rapid eye movement") und Nicht-REM-Phasen einteilen. Während wir in der REM-Phase träumen, sind Träume in der Nicht-REM-Phase selten. Der Nicht-Rem-Schlaf dient der Erholung und der Festigung von Gedächtnisinhalten ("lernen im Schlaf").

Ein ständiger Wechsel im Halbminutentakt
Wie Lüthi und ihr Team nun herausgefunden haben, wechselt der Schlaf in dieser Phase alle 25 Sekunden zwischen zwei Zuständen – dem kontinuierlichen Schlaf zur Erholung und Festigung von Erinnerungen, bei dem aber Sinnesreize kaum ins Bewusstsein gelangen, und dem fragilen Schlaf für die Wachsamkeit.

Offline-Modus zu Alarm-Modus
Hirn und Herz sind also jeweils 25 Sekunden "in Alarmbereitschaft", bevor sie für 25 Sekunden quasi in den "Offline-Modus" gehen. Diese sich stetig wiederholenden Zyklen fanden die Forschenden sowohl bei den Mäusen als auch bei den Menschen, wie sie im Fachjournal "Science Advances" berichten. "Wenn Sie zum Beispiel gerade in der kontinuierlichen Schlafphase sind und Ihre Katze aufs Bett springt, wird Sie das unbeeindruckt lassen", erklärten die beiden Erstautoren Sandro Lecci und Laura Fernandez. "Wenn die Katze aber ein paar Sekunden später auf Ihrem Kopfkissen landet, wenn Sie sich gerade in der fragilen Schlafphase befinden, werden Sie aufwachen."

Neue Einblicke in Schlafstörungen 
Mit den neuen Erkenntnissen hoffen die Forschenden auch, zum Verständnis von Schlafstörungen und der Entwicklung neuer Behandlungsmöglichkeiten beizutragen. "Zu verstehen, warum und wie sich schlechter Schlaf negativ auf das Herz auswirkt und zur Entstehung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen beiträgt, ist eine weitere Achse unserer künftigen Forschung", so Lüthi.
Quelle: Science Advances, Vol. 3, nein 2, e1602026, DOI: 10.1126 / sciadv.1602026
Science Advances: "Coordinated infraslow neural and cardiac oscillations mark fragility and offline periods in mammalian sleep."
Link: http://advances.sciencemag.org/content/3/2/e1602026.full
Bildquelle ©: Uni Lausanne und Team / Fachjournal "Science Advances"