Viele Menschen leiden unter Angststörungen, die sie im Alltag stark belasten und auch körperliche Beschwerden verursachen können oder auf Dauer sogar krank machen. Wissenschaftler der University of Cambridge fanden nun heraus, dass Frauen fast doppelt so häufig wie Männer von solchen Ängsten betroffen sind. Auch leiden Menschen in Westeuropa und Nordamerika deutlich öfter unter Angst, als Personen aus anderen Kulturen, so die Mitteilung der Universität Cambridge.
Wie erkennt man Angststörungen?
Angststörungen manifestieren sich laut Aussage der Forscher meist in übermäßiger Sorge, Furcht und einer Tendenz, potenziell belastende Situationen - einschließlich sozialer Kontakte - zu vermeiden.
Sie zählen zu den häufigsten psychischen Problemen in der westlichen Welt, so die Mitteilung der University of Cambridge. In ihrer aktuellen Untersuchung haben die Wissenschaftler der britischen Universität zahlreiche frühere Studien zum Thema Angststörungen ausgewertet und dabei
festgestellt, dass Frauen fast doppelt so häufig wie Männer betroffen sind. Auch litten junge Menschen - sowohl männliche als auch weibliche - im Alter unter 35 Jahren überproportional häufig unter Angst.
Ihre Ergebnisse haben die Forscher in dem Fachmagazin Brain and Behavior veröffentlicht.
Mehr als 60 Millionen Menschen alleine in der Europäischen Union sind laut Aussage der Forscher pro Jahr von Angststörungen betroffen. Zahlreiche Studien haben hier nach möglichen Ursachen für das häufige Auftreten der Angststörungen geforscht und versucht, bestimmte Risikogruppen zu identifizieren. Die Wissenschaftler vom Institute of Public Health an der University of Cambridge haben nun eine globale Überprüfung der vorliegenden Studien vorgenommen und aus über 1.200 Arbeiten insgesamt 48 herausgefiltert, deren Daten sie für belastbar genug befanden. Anhand dieser Arbeiten nahmen Studien-Erstautorin Olivia Remes und Kollegen eine Analyse des Risiko bei unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen weltweit vor.
Die Wissenschaftler kommen zu dem Ergebnis, dass in den Jahren von 1990 bis 2010 der Anteil der betroffenen Menschen
(bzw. die statistisch erfasst wurden) weitgehend gleich geblieben ist. Rund vier von 100 Menschen erleben Angst, wobei der höchste Anteil an Menschen mit Angst in Nordamerika festzustellen sei, wo fast acht von 100 Menschen betroffen sind, berichten die Forscher. Der niedrigste Anteil sei hingegen in Ostasien zu verzeichnen, wo weniger als drei von 100 Menschen diese psychischen Probleme haben. In Nordafrika und dem Nahen Osten waren trotz der schwierigen Lebensbedingungen lediglich 5 von 100 Menschen betroffen.
Chronische Krankheiten erhöhen das Risiko
Eine überdurchschnittliche Betroffenheit stellten die Forscher nicht nur bei den Frauen und jungen Erwachsenen fest, sondern auch bei Personen mit bekannten chronischen Vorerkrankungen. So leiden beispielsweise Menschen mit kardiovaskulären Erkrankungen
(Krankheiten des Herzkreislaufsystems) vermehrt unter begleitenden Angststörungen, die ihrerseits einen Effekt auf das Herzkreislaufsystem haben können. Hier wird die Angst zur doppelten Belastung. Unter den chronischen Erkrankungen sei Angst insgesamt am häufigsten bei Patienten mit Multipler Sklerose aufgetreten, berichten die Forscher.
Welche Symptome sind typisch für Angststörung?
- Hohe Muskelspannung
- Bandscheibenprobleme
- Zittern
- Ruhelosigkeit
- Konzentrationsprobleme (erhöhte Vergesslichkeit)
- Schlafprobleme (Einschlaf - Durchschlafprobleme)
- Dauermüdigkeit, Mattigkeit, Antriebslosigkeit
- Beim Schlafen Zähne Knirschen
- Öfter wiederkehrende Alpträume
- Unkontrollierte Übererregbarkeit (auch Wutanfälle)
- Übermäßige Schreckhaftigkeit
- Beklemmungsgefühle
- Schwitzen
- Immer wieder Auftreten von Herzrasen, nervöser Blutdruck
- Immer wieder Auftreten von Atembeklemmungen
- Kalte Hände
- Mundtrockenheit
- Hungerattacken besonders auf Süßes - Kalorienreiches
- Rasches Zunehmen, Übergewicht (eher seltener rasches Abnehmen)
- Schwindel
- Öfter auftretende Spannungskopfschmerzen
- Depressive Verstimmungen
- Ständige Existenzangst
- Suizid Gedanken
- Gedankenrasen, ständige gedankliche Eigen-Vorwürfe, negative Gedankengänge
- Die Betroffenen neigen dazu, sich über die kleinsten Dinge im Leben große Sorgen zu machen.
Stopp sagen, solange es noch geht!
Natürlich müssen nicht alle Stress- und Angst Symptome gleichzeitig auftreten. Aber je mehr dieser Symptome sie an sich erkennen können, umso Fortgeschrittener ist Ihr Angstzustand, der vielleicht schon chronisch wird. Viele gestehen sich nicht gerne selbst
(und anderen gegenüber) ein, dass sie unter Angst, Existenzangst und erhöhten Stresssymptomen leiden. Vielen wird es auch gar nicht klar was mit ihnen geschieht, dass sie ständig beruflich wie auch privat mit Volldampf unterwegs sind, und die Ängste mehr im Unterbewusstsein ablaufen. Sie betäuben sich so lange es geht mit Alkohol, einer kurzen Zigarettenpause, einer Schokolade, oder einigen Medikamenten gegen Schmerzen, zum Einschlafen, zum Aufwachen - wird ja bald vorbei gehen. Das traurige Erwachen kann dann leicht im Krankenhausbett-Intensivstation sein.
Welche Bevölkerungsgruppen sind nun besonders gefährdet?
Die Co-Autorin der Studie, Dr. Louise Lafortune vom Institute of Public Health an der Cambridge Universität, betont, dass Angststörungen „eine Menge Leute beeinflussen und zu einer Beeinträchtigung, Behinderung und zu Suizidrisiko führen.“ Doch trotz der umfassenden Untersuchungen zu dem Thema seien weiter erhebliche Lücken in der Forschung vorhanden. Es ist in diesem Zusammenhang auch wichtig zu ermitteln, welche Gruppen von Menschen am stärksten gefährdet sind, ergänzt Olivia Remes. Die vorgenommene Analyse zeige, dass die Daten für viele Bevölkerungsgruppen fehlen oder von schlechter Qualität sind. Dies könnten jedoch die Gruppen sein, die ein besonders hohes Risiko aufweisen.
Professor Carol Brayne, Direktor des Cambridge Institute of Public Health, erläutert, dass selbst bei der recht großen Anzahl von Studien zu Angststörungen Daten über Randgruppen nur schwer zu finden sind. Durch die Identifizierung der Datenlücken mit der vorliegenden Studie können nun zielgerichtete Forschungen folgen, um künftig das allgemeine und individuelle Risiko weiter zu reduzieren, so das Fazit von Prof. Brayne.
Quellen: Universität Cambridge, (fp), Fachmagazin Brain and Behavior
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