Die Ablenkung durch emotionale Darstellung macht kurzfristig blind für andere Reize
Erotische Bilder machen für den Bruchteil einer Sekunde blind! Das haben amerikanische Psychologen in einer Wahrnehmungsstudie mit Freiwilligen entdeckt. Offenbar fesseln Darstellungen, die mit Emotionen wie beispielsweise sexueller Erregung verknüpft sind, die Aufmerksamkeit des Betrachters so sehr, dass alle anderen Reize kurzfristig ausgeblendet werden. Den gleichen Effekt rufen auch Gewaltdarstellungen und andere emotionale Bilder hervor - ein Mechanismus, den Forscher auch
"Aufmerksamkeitsgaffen" nennen.
Für ihre Studie zeigten die Forscher um David Zald den Probanden nacheinander hunderte von Bildern, auf denen Landschaften und Gebäude abgebildet waren. Die Testteilnehmer sollten in der Bilderserie Ausschau nach einem bestimmten Objekt halten. Zwei bis acht Bilder vor der gesuchten Abbildung fügten die Forscher ein Bild mit einem erotischen Motiv in die Reihe neutraler Bilder ein und beobachteten, ob dieses emotionale Bild einen Einfluss auf die Wahrnehmung der Probanden hatte.
Je kürzer der Zeitabstand zwischen dem als erregend empfundenen Bild und dem Zielfoto war, desto häufiger verpassten die Probanden das gesuchte Objekt, zeigte die Auswertung. Das gleiche Ergebnis erzielten die Forscher auch, wenn sie statt der erotischen Bilder beunruhigende Motive wie eine Waffe oder einen verletzten Arm verwendeten. Das zeige, dass emotional aufwühlende Motive – egal, ob negativ oder positiv – die Aufmerksamkeit auf die gleiche Art und Weise beeinflussen, kommentieren die Psychologen.
"Beim Verarbeiten von Informationen gibt es eine Art Engpass, und wenn eine bestimmte Art von Reizen die Aufmerksamkeit fesselt, kann das diesen Engpass sozusagen verstopfen, und nachfolgende Informationen kommen nicht mehr durch", erklärt Studienleiter Zald. Interessanterweise waren jedoch nicht alle Probanden gleich anfällig für den Gaffer-Effekt: Diejenigen mit einem eher ängstlichen, vorsichtigen Naturell ließen sich von den emotionalen Bildern sehr viel länger ablenken als die, die auch sonst gut mit Angst und gefährlichen Situationen umgehen konnten. Insgesamt galt: Je konkreter die gestellte Aufgabe und je deutlicher die Anweisungen waren, desto besser schnitten die Probanden ab.
Quelle: David Zald (Yale-Universität, New Haven) et al.: Psychonomic Bulletin & Review
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Gewusst?
Studie: In Programmen mit erotischem Inhalt wirken Werbespots nicht bzw. warum sich Werbung nicht immer lohnt
Sex ist nicht zwingend verkaufsfördernd: Fernsehwerbung in Programmen mit eindeutigem Inhalt wird schlechter wahrgenommen, haben britische Wissenschaftler herausgefunden. Ihrer Studie zufolge erinnern sich Menschen weniger gut an Werbeblöcke in Fernsehserien wie "Sex and the City", in denen Sexualität eindeutig dargestellt wird. Werbung in solchen Programmen lohne sich daher nur unter bestimmten Bedingungen und für gewisse Zielgruppen, folgern Ellie Parker und Adrian Furnham.
Parker und Furnham zeigten je dreißig Frauen und Männern Episoden von Fernsehserien, die von Werbeblöcken unterbrochen wurden. Sowohl die Sendungen als auch die Werbung unterschieden sich bezüglich der Darstellung erotischer Inhalte: Einige beschäftigten sich eindeutig mit Sex, andere dagegen überhaupt nicht. Mit einem Fragebogen bestimmten die Wissenschaftler anschließend, ob sich die Versuchsteilnehmer an die gezeigten Werbespots erinnern konnten.
Das Ergebnis: Bei Sendungen ohne Sex blieb die Werbung bei den Teilnehmern besser im Gedächtnis als bei den erotischen Programmen. Am schlechtesten war die Erinnerung an sexuell aufgemachte Werbung in einer Sendung mit ebenfalls sexuellen Inhalten.
Menschen ließen sich durch erotische Inhalte aufwühlen oder verwirren, glaubt Furnham. Ein ähnlicher Effekt sei auch bei Programmen gefunden worden, die Gewalt zeigten.
Wenig erstaunt waren die Wissenschaftler über die Unterschiede zwischen Männern und Frauen: Männer konnten sich besser an sexuelle Werbung erinnern.
"Sex lohnt sich in der Werbung nur, um Männern was zu verkaufen", so Parkers Fazit.
Quelle: Ellie Parker, Adrian Furnham (University College, London) et al.: Applied Cognitive Psychology, Online-Vorabveröffentlichung, DOI 10.1002/acp.1325