Rund 23 Millionen Europäer sind alkoholabhängig und etwa
195.000 Menschen sterben jährlich an den Folgen des Alkoholmissbrauchs. Eine
Studie schätzt die direkten Kosten, die durch Alkoholkonsum verursacht werden,
auf rund 125 Mrd. Euro oder 1,8 Prozent der gesamten Wirtschaftsleistung der
EU. Laut Weltgesundheitsorganisation sind maximal 10 Gramm Alkohol pro Tag bei
Frauen und 20 Gramm bei Männer an höchstens fünf Tagen pro Woche tolerabel. Das
entspricht einem halben bis ganzem Glas Wein am Tag.
Wo liegt die Grenze zur Sucht?
Eine Sucht liegt vor, wenn von den nachfolgend definierten sechs
Kriterien drei erfüllt sind:
1. Starkes Verlangen nach der Substanz.
2. Kontrollverlust bei Beginn und Menge des Konsums.
3. Entzugssymptome.
4. Alkoholtoleranz.
5. Vernachlässigung anderer Interessen.
6. Anhaltender Konsum trotz schädlicher Folgen.
Alkoholsucht ist das Ergebnis vielschichtiger Wechselwirkungen
zwischen den Genen, psychischer Verfassung und gesellschaftlichem Umfeld. Die
Alkoholabhängigkeit zieht sich durch alle sozialen Schichten. Faktoren wie
Arbeitslosigkeit, Stress, Isolation oder soziale Ausgrenzung vergrößern das
Risiko der Abhängigkeit. Aber nicht jeder, der Alkohol trinkt, landet zwangsläufig in der
Sucht. Für Viele ist aber übermäßiger Alkoholkonsum der Normalfall. Die
gesellschaftlich akzeptierte Droge Alkohol macht locker und entspannt durch
vorrangig zwei Mechanismen: Sie verzögert die Ablösung eines dämpfend wirkenden
Botenstoffs mit dem Kurznamen "Gaba" von seinen Rezeptoren. Und sie
blockiert bestimmte Rezeptoren des Botenstoffs Glutamat.
Daraus ergibt sich eine doppelte Dämpfung – für manchen ist diese Wirkung im täglichen Stress
ein Anker um mit den Anforderungen des Tages fertig zu werden. Doch für die entsprechende Wirkung und Entspannung wird immer mehr gebraucht. Wer dem nicht nachgibt, erlebt Unruhe
und Überempfindlichkeit bis hin zu lebensbedrohlichen Krämpfen. ...