Dazu kommt noch die sichere Erkenntnis, dass der moderne Mensch (Homo sapiens) und der Neanderthaler sich nachweislich (nämlich im Genom) vor 50.000 Jahren miteinander eingelassen haben und in uns somit mehr Neandertaler steckt als manchen lieb ist. Der Neandertaler ist nach neuen Erkenntnissen nicht wegen seiner Unterlegenheit ausgestorben, sondern schlichtweg im modernen Homo sapiens aufgegangen. Forscher haben Neandertaler-Gene in einem 45.000 Jahre alten Menschenknochen gefunden: Die Analyse zeigt, wann genau Homo Sapiens und Neandertaler begannen, gemeinsamen Nachwuchs zu zeugen.
Ein Leipziger Forscherteam hat das Erbgut eines Mannes entschlüsselt, der vor 45.000 Jahren durch Westsibirien streifte. Das war in etwa zu einer Zeit, als die Vorfahren heutiger Europäer und Asiaten begannen, sich getrennt voneinander zu entwickeln.
Es ist die älteste DNA-Analyse, die jemals an Überresten eines Homo Sapiens vorgenommen wurde. Die Analyse erlaubt Rückschlüsse auf das Zusammentreffen von Homo Sapiens und Neandertaler vor Zehntausenden von Jahren. Aus der Genom-Analyse geht hervor, dass sich Homo Sapiens und Neandertaler vor 50.000 bis 60.000 Jahren miteinander vermischten.
Das ist etwas höher als der Anteil in heutigen Europäern, der nach Angaben der Forscher noch immer bei 1,6 bis 1,8 Prozent liegt. Asiaten besitzen noch einen höheren Neandertaler-Genanteil zwischen 1,7 bis 2,1 Prozent.
Zwei Studien vom Jänner 2014 hatten zudem gezeigt, dass die Neandertaler-Gene unseren Vorfahren (also den modernen Menschen) wahrscheinlich dabei geholfen haben, sich an die kühlere Umgebung außerhalb Afrikas anzupassen. Demnach ist das Erbgut in heutigen Europäern und Ostasiaten insbesondere an jenen Stellen vorhanden, an denen Wachstum und Ausgestaltung von Haut und Haaren geregelt werden. Also steckt auch heute noch eine gehörige Portion Neandertaler-Gene in uns.